Mündliche Mitarbeit umfasst (spontane) mündliche Beiträge zum Unterrichtsgespräch, sowohl innerhalb der gesamten Klasse als auch in kleineren Gruppen. Mündliche Mitarbeit macht den größten Teil der mündlichen Unterrichtsleistungen aus, zu denen noch kleinere Lernkontrollen, Hausaufgaben, Heftführung oder die Organisation der Arbeitsmaterialien zählen. Bewertet werden sie in der sogenannten „mündlichen Note“ (auch Epochalnote etc.).
Es gibt einige Herausforderungen bei der Bewertung der mündlichen Unterrichtsleistungen. Es existieren keine präzisen rechtlichen Vorgaben, wie mündliche Leistungen ermittelt werden sollen. In der Praxis verwenden Lehrkräfte daher recht unterschiedliche Kriterien, was die Objektivität der Bewertung gefährdet. Zudem sind Unterrichtsgespräche i.d.R. adaptiv: die Lehrkraft und die Schüler/innen beeinflussen sich gegenseitig, die Lehrkraft kann den Unterricht flexibel an die Fähigkeiten der Schüler/innen anpassen, anspruchsvollere Fragen stellen oder erleichternde Hinweise geben. Lehrkräfte müssen hierfür zeitgleich zuhören, Leistungen einschätzen und daraufhin weitere Fragen stellen, Beziehungsbotschaften wahrnehmen und interpretieren sowie angemessene eigene Beziehungsbotschaften senden. Dieses „multi-tasking“ begünstigt Verzerrungen in den Unterrichtsbeobachtungen, die wiederum Grundlage für Leistungsbewertungen sind (s.a. Urteilsfehler bei der Notenvergabe und Gegenmaßnahmen). Da auch die situativen Gegebenheiten im Unterricht nie zu hundert Prozent übereinstimmen variiert außerdem der Kontext, in dem bewertet wird und damit zum Teil die Maßstäbe, nach denen mündliche Mitarbeit bewertet wird.
Einflussfaktoren auf die Bewertung mündlicher Mitarbeit
Prüfungsgespräche, wie sie bei kürzeren oder längeren mündlichen Abfragen vorkommen, sind adaptiv. D. h. die Lehrkraft kann ihre Fragestellungen flexibel an die Fähigkeiten der Schüler/innen anpassen, indem sie anspruchsvollere Fragen stellt oder erleichternde Hinweise gibt. Das ermöglicht einerseits ein einfühlsames Prüfen, führt aber leicht auch dazu, dass an Schüler/innen unterschiedliche Anforderungen gestellt werden.
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Regelmäßige Reflexion der eigenen Leistungsbewertungen und Austausch mit anderen Lehrkräften: Mögliche Leitfragen hierbei sind u.a.: Bewerte ich Schüler/innen besser, die mir sympathischer sind? Haben alle Schüler/innen in einer Unterrichtsstunde die gleiche Möglichkeit, qualitativ wertvolle mündliche Beiträge zu liefern? Verwende ich für alle Schüler/innen die gleichen Bewertungskriterien?
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Gemeinsame Bewertungskriterien festlegen und Transparenz schaffen: Es ist ratsam, gemeinsam im Kollegium einen Kriterienkatalog zur Bewertung mündlicher Mitarbeit festzulegen und regelmäßige Anpassungen vorzunehmen. Zudem sollten die festgelegten Bewertungskriterien zu Beginn eines Schuljahres für die Schüler/innen transparent gemacht und kurz besprochen werden. Häufig ist es aber nicht ausreichend die Kriterien einfach zu benennen. Es empfiehlt sich, die wichtigsten Kriterien zusätzlich zu visualisieren, z.B. in Form einer Mind-Map.
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Regelmäßig geplante, systematische Beobachtungen: Um wirklich alle Schüler/innen systematisch zu beobachten, empfiehlt es sich, Zeiträume zu planen, in denen man jeweils eine kleine Gruppe von Schüler/innen beobachtet. Die Beobachtungen sollten nach zuvor festgelegten Kriterien und in verschiedenen Standardsituationen erfolgen – etwa bei Wiederholungen, bei einfachen und weiterführenden Fragen oder in Problemlösesituationen – und möglichst in einem Beobachtungsbogen festgehalten werden.
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Regelmäßige Dokumentation der mündlichen Mitarbeit: Mündliche Leistungen und insbesondere mündliche Wortbeiträge zum Unterrichtsgespräch sind flüchtig und werden von Lehrkräften oft nur unvollständig erinnert. Deshalb ist es unerlässlich, sie regelmäßig zu dokumentieren.
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Eine Methode, die dabei hilft die Bewertung der mündlichen Unterrichtsbeteiligung möglichst objektiv und effizient zu gestalten, ist die sogenannte ICE-Methode. Diese Methode setzt voraus, dass die regelmäßig vergebenen Noten für die mündliche Mitarbeit in eine Exceltabelle oder in ein Notenverwaltungsprogramm (siehe z.B. https://www.schulnoten-manager.de/) eingetragen werden. Alternativ kann diese Methode auch mit einem handelsüblichen Lehrerkalender aus Papier ausgeübt werden, allerdings wird das Ausrechnen von Zwischen- und Endnoten dann aufwändig, weil relativ viele Zahlen zu bearbeiten sind.